Bisher hatte ich mich in meinem Shop ja auf reine Schurwolle konzentriert. Nun aber habe ich auch Mohair als (m)eine neue Liebe entdeckt und in mein Angebot aufgenommen. Und dass ich das mit gutem Gewissen machen kann, habe ich euch heute mal einen recht ausführlichen und gewissenhaft recherchierten Artikel zu dieser „Diamantfaser“ geschrieben.
Es war tatsächlich der Zufall, der mich auf die Mohairfarm der von Broichs in Dänemark führte.
Was wusste ich denn eigentlich bis jetzt über Mohair? Ja, okay…. weich, flauschig und (etwas) luxuriös.
Aber was ich bei meinem Besuch bei Mohair by Canard alles von Annette über dieses wunderbare Garn erfahren habe, hat mich flott darin bestärkt diese „Wolle“ mit in meinen Shop aufzunehmen.
Mohair – Ist es Wolle oder nicht?
Heißt es nun Mohairwolle oder Mohairgarn? Es heißt: Garn. Punkt!
Denn Wolle und Mohair fallen zwar beide unter die Kategorie „Naturfaser“, aber während Wolle eine raue Faser ist, ist Mohair eine glatte und glänzende Faser.
Die Mohairziege
Mohair ist das Haar der Angoraziege – auch Mohairziege genannt. Die Ziegen haben keine Unterwolle, sondern sind durch ihr Fell bzw. Haar an ihre Umgebung so angepasst, dass dadurch eben auch die tolle temperaturregulierende Eigenschaft des Mohairgarns resultiert.
Das Haar der Angoraziege wächst ca. 2 cm im Monat. Geschoren werden die Ziegen daher zweimal im Jahr.
Wobei das Scheren von Ziegen – nach Aussagen von geübten Scherern – sehr viel mehr Fingerspitzengefühl erfordert, als das Scheren von Schafen.
Die Haut der Ziegen ist nämlich äußerst fein und empfindlich und an zahlreichen Stellen mit gefährlichen Fältchen versehen.
Auch auf deutschen Bio-Höfen, auf denen Angoraziegen gehalten werden, müssen die Tiere zweimal im Jahr geschoren werden. Andernfalls würden sie krank, da sich über kurz oder lang Bakterien, Parasiten, Milben und anderes Getier im Vlies niederließen und die Belastung durch die stetig wachsende Behaarung für den Organismus schädlich wäre.
Wenn man aber behutsam schert und dabei gut mit den Tieren umgeht, bedeutet die Schur ine Erleichterung für die quirligen Vierbeiner.
Mohair und Südafrika
Diese eher kleinen aber lebhaften und neugierigen Ziegen kommen in Landstrichen vor, die heiße Sommer aber milde Winter haben. Tagsüber ist es dort sonnig, nachts jedoch kalt und in höheren Lagen sind sogar Nachtfröste möglich. Das exakt ist das Klima in der Karoo Hochebene in Süfdafrika, in der der Großteil der Mohairziegen gehalten werden.
Und das nicht erst seit „gestern“. Seit über 180 Jahren bereits hat die Haltung und Aufzucht der Angoraziegen Tradition in Südafrika.
Wen wundert es, dass das meiste und auch das edelste Mohair eben aus aus dieser südafrikanischen Halbwüste stammt.
Die weltweite Mohairproduktion lag 2022 bei rund 4,55 Millionen Kilogramm.
Allein auf Südafrika entfiel dabei ein Anteil von 2/3 dieser weltweiten Mohairproduktion!
Und bis Ende 2022 waren auch bereits 71% des südafrikanischen Mohairs RMS zertifiziert.
RMS – Responsible Mohair Standard
Der Responsible Mohair Standard (kurz: RMS) ist von der Textile Exchange entwickelt und ins Leben gerufen worden.
Der RMS ist ein internationaler, freiwilliger Standard, der sich mit folgenden Themen befasst: Tierschutz in Ziegenfarmen und der Lieferkette von Mohair von zertifizierten Farmen bis zum Endprodukt.
Das Zertifikat garantiert dem Verbraucher unter anderem, dass dieses Mohair von Farmen mit fortschrittlicher Landbewirtschaftung und von Angoraziegen stammt, die verantwortungsvoll behandelt wurden (von der Aufzucht über die Schur bis zum Lebensende).
Ebenfalls sicher gestellt ist die Nachvollziehbarkeit der Lieferkette: vom Betrieb bis zum Endprodukt. So können die Verbraucher sicher sein, dass das Mohair in den von ihnen gewählten Produkten wirklich aus RMS zertifizierten Betrieben stammt.
Zertifiziert wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen, wie zB ecocert. Auch der TÜV gilt als solch eine unabhängige Zertifizierungsstelle.
Wer als Mohairziegenfarmer die RMS Zertifizierung haben möchte muss einige Voraussetzungen im Bereich Tierschutz, Landmanagement und Soziales mitbringen und erfüllen.
Dies geht über die Aufzucht und Haltung der Tiere, die Gesundheit des Bodens und die Artenvielfalt über das Verbot von Kinderarbeit bis hin zu gerechter Bezahlung und sicheren Arbeitsbedingungen der Farmarbeiter.
There is no hair like Mohair
Ich hoffe, dass auch ihr diese Aussage bestätigen könnt, wenn ihr euch tatsächlich durch meinen (zugegegebenermaßen recht langen) Artikel gewurschtelt habt?!
Ab sofort gibt es bei der strickmühle auch Mohairgarn der beiden Hersteller Mohair by Canard und RAUMA Garn.
Alle Garne haben einen sagenhaften Mohairanteil zwischen 72% und 88% und sind entweder mit exklusiver Maulbeerseide gemischt oder mit Wolle bei der dicken TJUKK Mohair.
Die ersten Knäuel sind schon im Zulauf und ich freue mich selbst schon wie ein kleines Kind auf meine nächsten Teststricks.